Freitag, 3. November 2017

3. November 2017

Jambo liebe Freunde
Zur Abwechslung schreibe ich (Simone Spätig) einmal auf Esthers Bolg.
Heute hatten wir einen dieser besonders schönen Tage.
Angefangen hat er nicht so gut, von 5 bis 11 Uhr hatte mein Magen eine Gymnastik Party und wir dachten schon, der Tagesausflug fällt ins Wasser:/

Wir haben uns zu Fuss (bis zur Hauptstrasse) auf den Weg zu Afrika Childe gemacht, ehemals "Young Mothers Kenia) wo ich vor zwei Jahren mitgearbeitet habe.
Ein Schutzprogramm für Mädchen, die durch Gewalt schwanger wurden.
Die jüngste war dazumal 11 Jahre alt. Die Mädchen konnten dort ihre Babys austragen, im Msambweni Hospital gebären und bis zu ihrem 18. Lebensjahr bleiben.
Verschiedene Trainingsangebote sollten Sie auf das Leben als allein erziehende Mamis vorbereiten. Sie wurden darin geschult als Kinder ihre eigenen gut zu versorgen und ein Training in "Haushaltführung", Hygiene, Schneiderinnen Arbeiten sowie Hair Salon Fertigkeiten zu erlernen.
Nach einem Twist in der Leitung musste das Konzept geändert werden und heute nehmen Sie Frauen, mit Babys und Kindern ab 18. bis 21. Jahre auf, mit dem gleichen Ziel wie vor zwei Jahren.
Empowerment, damit sie eine Zukunft haben.

An der Hauptstrasse angekommen nahmen wir ein PikiPiki, der Fahrer (logisch, vorne, dann ich und hinten Esther. Auf der Hauptstrasse kein Problem, auf dem Weg zu unserem Ziel, durch Holperstrassen und Pfützen so breit wie die Strasse eine rutschige Angelegenheit. Ich liebe Esther für Ihr Abenteuerlust.

Bei Afrika Childe angekommen hatte ich einen dieser Glücksmomente, so viele bekannte Gesichter, Umarmungen, lachen, Freude am wieder sehen.
Als Geschenk haben wir ein Glas hiesigen Honig mitgenommen, äh, dort sind tote Bienen drin..., wäh!
Dem zum Trotz sind wir, wer von Euch kann sich das vorstellen, auf das Thema Bienen gekommen.
Yep, nun kann Esther einen Workshop halten und die Teilnehmerinnen samt Staff in die Wissenschaft der Bienenkunst und Therapie einweihen.
Ich kann die Mamis wieder auf ganz praktische Art anleiten ihre Babys zu massieren, Beckenbodentraining zur Auflockerung anbieten und Themen zur sexuellen Gesundheit aufarbeiten.
Salama die Leiterin hat folgende Beobachtung mit uns geteilt:
Die moslemischen Mädchen haben Mühe ihre Kinder anzunehmen, ihnen Liebe zu schenken.
Moslems haben hier bis zu vier Frauen, jede hat bis zu sieben Schwangerschaften hinter sich, zwei bis (...) Kinder sterben. Ab dem 6. Lebensjahr sind die Kinder auf sich selbst gestellt, die jüngeren Geschwister brauchen, nebst dem strengen Arbeitsalltag, die ganze Kraft der Mutter. Nebst der Gewalt die sie selber erlebt haben kommt der kulturelle Aspekt dazu, dass die Ehefrau ihren Mann verlassen kann und die Kinder beim Vater und einer Zweitfrau zurückgelassen werden.

Sie versuchen täglich die jungen Mamis darin anzuleiten liebevoll mit ihren Kindern umzugehen. Nun sind wir eingeladen jeweils am Dienstag und Donnerstag mit den Mädchen zu einem Thema zu arbeiten. Wir müssen noch schauen, wie wir das neben der Kinondo Klinik auf die Reihe bringen.

Ich wollte Esther den Weg zurück zu meiner früheren Bleibe zeigen und habe mich natürlich verlaufen. Das ist eine der Qualitäten von Esther, sie regt sich über solche Situationen nicht auf, wir laufen also im Regen möglichst um die Pfützen, weil jemand im Tropeninstitut Esther darauf hingewiesen hat, dass man sich mit nackten Füssen in den Pfützen irgendwelche Wurmeier unter der Haut einfangen kann. Manchmal ist man besser ahnungslos!

Mit einem TuckTuck haben wir uns dann bis zur Kinondo Klinik durchschütteln lassen, der Fahrer: "Hakuna matata", genau, auf der Baslermesse bezahlt man das vier Fache für diesen Spass.

Bei der Kinondo Klinik hätten wir eigentlich von dem Bienen Besitzer in Empfang genommen werden sollen. Esther braucht für die Therapie von Elisabeth und ihrem Hund  Bienen Nachschub:-).
Mit ein paar Jungs im Gespräch sagt einer, er kenne den "Bienen Mann" es sei nicht weit, er begleite uns zum Haus dieser Familie.
Das sind so Momente in denen man sich fragen muss, machen wir das oder ist es vernünftiger eine andere Möglichkeit zu prüfen.
Wieder, es ist einfach grossartig mit Esther, wir haben uns telefonisch abgesichert, dass es okay ist wenn wir ihm folgen und so haben wir uns auf den Weg gemacht.

Gleich um die Ecke hat sich dann als Marsch von 20' in strömendem Regen ergeben. Vorbei an kleinen Siedlungen, Kinder, Frauen und Familien die im Schärmen sitzen, Hühner und Ziegen die sich einen Platz am trockenen suchen.
Nur die CH Hühner marschieren im Regen zu ihrem Ziel.
Immer noch diese ekligen Würmer im Kopf, haben wir versucht den Pfützen auszuweichen, doch irgendwann haben wir aufgegeben, nass bis auf die Unterwäsche haben wir einen wunderschönen Weg zurück gelegt und unser Begleiter hat uns die Pflanzenwelt erklärt. Ein 33 jähriger Familienvater, freundlich am erzählen aber irgendwie verpeilt, rote Augen, möglicherweise bekifft.

Bei der Hütte aus Kuhdung angekommen, hat uns der Bienen Keeper in Empfang genommen und in sein Haus eingeladen. Ein Raum in dem am Boden gekocht wurde, x Kinderaugen auf uns gerichtet, überall Wäsche an den Wänden, ein Erdboden und Voila, das war die Küche, Stube und der Tageslebensraum. Nebenan gab es noch ein Zimmer mit zwei grossen Betten. Auf einem sass die junge Frau, die vor ein paar Tagen bei Esther geboren hat. Im anderen Bett schlief ein fiebriger Junge mit Wilden Blattern.
Die junge Mutter hat nicht gross auf uns reagiert, auch nicht auf Esthers Geschenk, ein paar selbst gestrickte Babysöckli.

Von den insgesamt 15 Kindern die sich in den Raum gedrängt haben, fingen die Kleinen wegen uns Musungus an zu weinen, also verliessen wir die Hütte wieder.

Esther und der Bienen Keeper haben sich in ihre Montur gestürzt, damit sie ein paar Bienen einfangen können. Die zwei auf dem Weg zum Bienenhaus hätte ich gerne fotografiert. Zwei weiss gekleidete Astronauten die langsam im Gras und den Büschen verschwinden.

Die Kids haben sich langsam zu mir getraut. Ein kleines Mädchen von ca. Drei Jahren hat sich in gebührendem Abstand neben mich gesetzt. Mit der Zeit kam sie immer näher und am Schluss hat sie sich ganz nah an mich heran gekuschelt.
Die anderen Kindern folgten ihrem Beispiel und so sassen wir, unter einem Schilfdach, auf Esther wartend. Ich habe Ihre Mutter, Tante, Nachbarin(?) gefragt, ob ich Ihnen Bilder zeigen darf. So haben wir also zuerst all die schönen Afrika Bilder angeschaut, dann welche von zu Hause und am Schluss ein Videoausschnitt von Sämis Posaunenchor Konzert. Ihr hättet diese zuerst grossen Augen und dann das Gegigel hören sollen. Sämi, du warst ihr Held, du kannst deinen Musikfreunden erzählen, euer Konzert gefällt auch in Kenia:-)

Durch den Regen wieder zurück, durchnässt und tatsächlich langsam am frieren haben wir uns an der Strasse wieder ein PikiPiki geteilt. So dankbar darüber von vorne einen warmen Rücken, und von hinten einen warmen Bauch zu haben war ich noch nie.
Esther hat sich bei den Unebenheiten hinten am Gepäckträger gehalten, ich habe mich eingeklemmt zwischen den beiden aufwärmen und erholen können.

Noch für meine Familie, vorbei an den früher "johlenden" jungen Männern haben wir heute nur grossartig strahlend weisse Zähne gesehen, alle am smilen und winken. Geht doch:-).

Nun sind wir also ca. 50 Bienen reicher, für unterschiedliche Workshops engagiert und happy über unseren erfolgreichen Tag.

Mambo, Euch alles Liebe!



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